Gründungsgeschichte des Abwasserverbandes Marburg

Bis zum Ende der 50er Jahre verfügte die Stadt Marburg nur über eine völlig unzureichende mechanische Kläranlage an der südlichen Gemarkungsgrenze. Unterhalb der Einleitstelle war die Lahn stark belastet. Der Bau einer mechanisch-biologischen Kläranlage war dringend erforderlich geworden.

Auch die Gemeinden Cappel, Cölbe, Gisselberg, Niederweimar und Wehrda waren durch die Ausweisung von Baugebieten stark expandiert. Die Gemeinden leiteten Ihre Abwässer unge-klärt in die Lahn ein. Dies war für die Verantwortlichen Anlass zu prüfen, ob es zweckmäßig sei jeweils einzelne Kläranlagen zu errichten oder das Abwasser in einer gemeinsamen Gruppenkläranlage zu reinigen. Das Abwasserentsorgungskonzept mit dem Bau einer Gruppenkläranlage mit Sammlern, Regenüberlaufbecken und Pumpwerken fand die Zustimmung der Stadt Marburg, der beteiligten Gemeinden und der Wasserbehörden und führte am 25.05.1964 zur Gründung des Abwasserverbandes Marburg. Gründungsmitglieder waren die Stadt Marburg und die Gemeinden Cölbe, Gisselberg, Marbach, Nie-derweimar und Wehrda.

Als erster Schritt erfolgte der Anschluss von Cölbe nach Wehrda über ein Pumpwerk. Von Wehrda wurde das Abwasser über ei nen Hauptsammler zur neuen Kläranlage Marburg abgeleitet. Die Gemeinden Niederweimar und Gisselberg waren über Pumpwerke und Druckleitungen direkt an die neue, in 1966 in Betrieb genommene Kläranlage mit einer Ausbaugröße von 100.000 Einwohnergleichwerten angeschlossen.

Durch die Gebietsreform Mitte der 70er Jahre verminderte sich die Anzahl der Mitglieder auf die Stadt Marburg und die Gemein – den Cölbe und Weimar. Durch die Übernahme von gemeindeeigenen Abwasseranlagen war der Abwasserverband ab 1976 Eigentümer und Betreiber der Kläranlagen in Schröck, Michelbach, Schönstadt, Bürgeln, Wenkbach und Roth.

Zehn Jahre später waren durch den Bau von weiteren gemeindlichen Abwasseranlagen noch die Kläranlagen Bauerbach, Ginseldorf, Reddehausen, eine Vielzahl von Regenüberlaufbauwerken und Pumpwerken zusätzlich errichtet worden, sowie die Stadteile Ronhausen und Bortshausen an die Kläranlage Marburg angeschlossen.

Auch wurde bereits Anfang der 80er Jahre die ersten Erweiterungen an der Kläranlage Marburg vorgenommen, da die Anlage hydraulisch überlastet war und die Reinigungsleistung nicht mehr ausreichte. Hierbei wurden unter anderem die Belebung und die Nachklärung erweitert sowie Investitionen im Bereich Schlammbehandlung, Faulgasnutzung und Rechengut getätigt.

In den 80er Jahren begann die gezielte Phosphorelimination durch eine chemische Fällung mit Eisensalzen. Ab 1989 wurde ein Teil des in der Kläranlage benötigten elektrischen Stromes mit Hilfe eines Blockheizkraftwerkes aus Klärgas gewonnen.

Von 1997 bis 2001 fanden die letzten größeren Umbau- und Er weit erungsarbeiten auf der Kläranlage Marburg statt. Die Verschärfung der Einleitwerte und die geforderte Stickstoffeli-mination machten diese Arbeiten notwendig.

Bis heute kamen noch die Kläranlagen Schwarzenborn, Kehna und Stedebach zum Verband. Die Teichkläranlagen Schönstadt, Bürgeln, Schröck, Bauerbach und Roth sind im Rahmen von grundhaften Erneuerungen inzwischen zu Belebtschlammanla-gen umgebaut. Auch die ersten Regenüberlaufbecken sind auf-grund altersbedingter Schäden saniert.

Der Verband besitzt derzeit 12 Kläranlagen, 33 Regenüberlaufbecken, 16 Pumpwerke und 56 Kilometer Sammler.

Nachdem der Abwasserverband von seiner Gründung 1964 bis zum 31.12.2008 durch den Zweckverband Mittelhessische Was-serwerke in Gießen betreut wurde, liegt die Geschäftsführung seit dem 01.01.2009 bei der Stadtwerke Marburg GmbH.