Anthropogene Spurenstoffe
Anthropogene Spurenstoffe im Wasserkreislauf sind künstlich hergestellte chemische Verbindungen, die auf Grund verfeinerter Analysetechniken in der aquatischen Umwelt und im Trinkwasser nachweisbar sind. Zu den anthropogenen Spurenstoffen zählen insbesondere die Inhaltstoffe bestimmter Human- und Veterinärpharmaka, Körperpflegemittel, Pflanzenschutzmittel, Industriechemikalien, Nahrungsmittelinhaltsstoffe etc..
Problematisch sind anthropogene Spurenstoffe vor allem dann, wenn sie schwer abbaubar und gleichzeitig gut wasserlöslich sind und von ihnen eine ökotoxikologische oder humantoxikologische Gefährdung ausgehen kann. Anthropogene Spurenstoffe gelangen u. a. über menschliche Aktivitäten und Ausscheidungen in das häusliche Abwasser und schließlich über Kläranlagenabläufe in die Oberflächengewässer.
Im Fall der gemeinsamen Ableitung von Schmutz- und Niederschlagswasser (Mischwasserkanalisation) können auch Mischwasserentlastungen bei starken Regenfällen zur Belastung beitragen. Weitere Eintragspfade stellen industrielle Einleiter, die Stoffe produzieren oder im Produktionsprozess einsetzen sowie die Landwirtschaft dar.
Im Gegensatz zu den punktförmigen Kläranlageneinleitungen sind die Einträge aus Landwirtschaft, von Verkehrsflächen sowie vielfältigen Mischwassereinleitungen als diffus zu bezeichnen. Von diffusen Einträgen ist neben Oberflächengewässern auch das Grundwasser betroffen.
Notwendige Maßnahmen können entweder beim Produzenten, dem Direkt- oder Indirekteinleiter, der Landwirtschaft, der Trinkwasseraufbereitung oder der Abwasseranlage ansetzen. Die EG-Wasserrahmenrichtlinie gibt vor, dass die effizienteste Maßnahmenkombination anzuwenden ist. Die Entscheidung über
die sinnvollste Lösung sollte daher in jedem Einzelfall unter Berücksichtigung ökonomischer und ökologischer Kriterien transparent für alle Beteiligten getroffen werden.
Ziel muss es sein, die Verwendung potentiell umwelt- und trinkwasserrelevanter Stoffe so zu regeln, dass ein problematisches Auftreten von Schadstoffen (z. B. PFT) in der Umwelt minimiert wird. Dabei ist der gesamte Lebenszyklus, insbesondere auch die Entsorgung der Produkte zu betrachten.
Priorität sollte die Vermeidung des Eintrages von Spurenstoffen in den Wasserkreislauf haben, die sich nach der Bewertung als umweltgefährdend bzw. trinkwasserrelevant erwiesen haben. Verminderungsstrategien können sowohl beim produzierenden Industriebetrieb als auch beim Anwender der Produkte ansetzen.
Die kommunale Abwasserreinigung kann ergänzend dort wir-ken, wo andere Vermeidungs- bzw. Verminderungsstrategien nicht ausreichen. Durch die Modifikation bestehender Reinigungsstufen oder zusätzlicher Reinigungsstufen z. B. Ozonung, Aktivkohleadsorbtion können bestimmte anthropogene Spurenstoffe im Kläranlagenablauf reduziert werden.
Maßnahmen zur Entfernung von relevanten Substanzen erfordern Investitionen und einen hohen Betriebsaufwand (Energie-, Stoff- und Personalkosten), die sich auf die Abwassergebühren auswirken.
Nach derzeitigem Kenntnisstand kann die Relevanz der in Gewässern gemessenen Stoffkonzentrationen im Hinblick auf ihre potentielle öko- und humantoxische Wirkung noch nicht klar eingeschätzt werden. Um geeignete Maßnahmen ergreifen zu können, ist die ganzheitliche Betrachtung des Wasserkreislaufes und des Verbleibs der Reaktionsprodukte erforderlich.